Wie eng das Leistungsniveau in der norddeutschen Beachsoccer-Szene ist, musste Hohensee United erfahren. Am Sonnabend stand Kiel-Laboe auf dem Programm und damit das große Finale der Flens-Beach-Trophy, der offenen Landesmeisterschaft Schleswig-Holsteins. In 13 Qualifikationsturnieren an Nord- und Ostsee mussten Punkte eingefahren werden, um in Kiel dabeisein zu können. Unter den besten Acht dieser Serie waren auch drei Mannschaften, die in der neuen German Beachsoccer League, der DFB-Bundesliga, spielen, sowie die Landesmeister aus Niedersachsen und Westfalen. In dieser illustren Runde hatte sich Hohensee United mit den Turniersiegen auf Amrum und in Scharbeutz sowie mit Platz zwei in Dierhagen einen Namen gemacht und bestritt das Eröffnungsspiel. Gegner war der 1.FC Versandkostenfrei, ein Strandteam aus Rostocker Fußballern, das in Dierhagen noch gegen United gewonnen hatte. Hohensee United hatte zwar mit dem angeschlagenen Spielgestalter Torsten Abraham ein Handicap zu tragen, doch ausgerechnet Totti erzielte mit dem direkten Anstoß die 1:0-Führung, die durch Domann und Abraham auf 3:0 ausgebaut wurde. Dass der 1.FC Versandkostenfrei am Ende dieses Finalturnier gewinnen würde und Hohensee United knapp am Halbfinale vorbeischrammen sollte, war zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht zu ahnen.
Klar waren die Rostocker gut, hatten aber nur ein, zwei Möglichkeiten. Das United-Spiel war zwar auch noch von Nervosität geprägt, aber das war ja klar. Schließlich hatte Gorden ein paar Monate nicht im Sand gespielt und Totti konnte eben nicht so, wie er gern wollte - Fallrückzieher ausgeschlossen. Egal, die United war froh, dass er dabei war und noch froher, das alles ohne erneute Verletzung über die Bühne ging. So musste Domi als Angriffsführer in die Bresche springen und tat dies außerordentlich überzeugend. Immer anspielbar musste unser Präsi allerdings auch ganz schön einstecken, eigentlich zu viel. Robert, Gorden und eben Totti ackerten an seiner Seite, immer mit vollem Einsatz.
Auch Fahl fand gut in den Sand und war sofort die sicher handelnde Persönlichkeit mit eigenem Spiel, aber leider ohne Glück bei eigenen Schussversuchen. An der Abwehr gab es gleichfalls nichts auszusetzen. Erik und Jenner standen sicher, Tino und Vitus machten ihr Ding - und zwar prima. Dass man beim Beachsoccer ohne Gegentor bleibt, ist schließlich nicht selbstverständlich - und das gegen den späteren Meister.
Trotz der langen Pausen konnte Hohensee United auch im zweiten Match sein kompromißloses Spiel prima durchbringen. Die einzige United-Unbekannte SV Timmerhorn-Bünnigstedt (die Randhamburger gewannen in Dahme) biß sich an dieser "Kompakt-United" alle Zähne aus, wurde hektisch und so konnte United auch die Erfahrungswerte in die Waagschale werfen, um am Ende einen ungewöhnlich hohen 5:0- Sieg einzufahren. Dreimal traf Domi, einmal Gorden und auch Vitus fegte in typischer Manier einen ein. Gut auch, das Domi und Gorden ihre Neuner verwandelten, um bei Standards Sicherheit zu bekommen. Zwei Siege sind bei vier Vorrundenspielen die halbe Miete, aber eben nur die halbe.
Jetzt kam Titelverteidiger Beachkick Berlin. Mit 1:0 gegen die Piraten und einem 2:2 gegen Versandkostenfrei gestartet, wirkten die Krause und Co alles andere als sicher. Ungewöhnlicherweise setzten sie auf Konter und überließen der United das Spiel. Diese wußte mit der Freiheit erstaunlich viel anzufangen, auch wenn dicke Dinger fehlten, dafür Enro zwei, drei parieren musste. Beim ansatzlosen Schuss ins lange Eck konnte er aber nur hinterherschauen. Das 1:1 nach dem Wechsel kam gerade richtig, doch die Partie hatte sich eigentlich schon hochgeschaukelt. Das Schiedsrichterpaar war später angereist und pfiff nun ihr erstes Spiel. Dabei wurden die Regeln anders als zuvor ausgelegt. Darüber hinaus nutzte Beachkick alle Möglichkeiten. Die seit 1998 aktiv Beachsoccer spielenden Berliner hatten es in den Jahren gelernt, auch auf den scharzen Tasten des Klaviers zu spielen. Diese "Töne" waren aber nichts für die United-Ohren, die ob des ungewohnten Klangs in Hektik verfielen. Klar war der Neunmeter streitbar, doch Enro hielt. Die Schieris aber ließen den Strafstoß wiederholen, angeblich weil Erik einen Abstand nicht eingehalten hatte. 2:1. Martin Krause wurde dann erneut von den Schiedrichtern "erhört", erntete einen erneuten Strafstoß und besorgte das 3:1. Zwar warf man noch einmal alles nach vorn, doch die Kapellmeister - Schiedsrichter genannt - fanden keinen Gefallen an der "United-Komposition" und blieben beim Beachkick-Notenwerk - mit der Konsequenz, dass sie Gorden wegen Beleidigung eines Gegenspielers mit Rot bestraften, was den Abgang nach Spielende noch verschärfte - denn "Musik" war es sicher nicht, was man zu hören bekam.
Eigentlich war gar nicht viel passiert, denn dass man in diesem Teilnehmerfeld nicht wie ein glühend heißes Messer durch kalte Butter marschieren kann, sollte vorher klar gewesen sein. Und es lagen noch alle Trümpfe in der Hand.
Der Respekt vor den GWS Beach Pirates war zwar groß - die Rand-Lübecker hatten ebenfalls an der unter DFB-Herrschaft stehenden German Beachsoccer League teilgenommen und auch das Finale in Scharbeutz mit dem United-Sieg im Neunmeterschießen war in Erinnerung -, doch der United gelang feinster Strandfußball. Mit Power setzte man sich in Szene und wurde mit der 1:0-Führung durch Domi belohnt. Doch es waren wieder dieselben Schiedsrichter, die den jedermann bekannten Stefano Mari als ihren Freund ausmachten und ihm einen Neuner und einen Freistoß aus neun Metern zusprachen. Angeblich wurde er beim Fallrückzieher-Versuch behindert, lächerlich, wenn man an die Aktionen gegen Domi und Vitus denkt. Mari versenkte beide Standards; jetzt bekam auch Domi einen Pfiff. Er fühlte sich gut, drosch das Leder platziert in das untere linke Eck, doch der Keeper spekulierte und hielt erstklassig.
Im zweiten Abschnitt wurde Timo dann nach vorn beordert, um für neue Impulse zu sorgen. Das gelang, denn United machte den Bundesligisten auch konditionell mürbe. Das 2:2 war hochverdient, auch wenn Tino das Leder recht glücklich über die Linie brachte. Zu diesem Zeitpunkt konnte man nicht ahnen, ob das Ergebnis zum Weiterkommen hätte reichen können. So war man auf den Siegtreffer aus. Eine Einzelaktion eines Piraten war es dann geschuldet. Zwar hatte er zuerst Keeper Enro klar gefoult, doch wird der mitspielende Keeper offensichtlich nicht wie ein "normaler" Torwart behandelt. So blieb der Grüne an Enros Hand hängen und verwandelte den Strafstoß in die Mitte.
Bitter dann die verspätete Erkenntnis, dass ein Punkt gereicht hätte, um ins Halbfinale zu kommen. So freuten sich die Jungs von Versandkostenfrei über das am Anfang wohl kaum für möglich gehaltene Glück, der Punkt gegen Beachkick war goldwert.
Das United-Lächeln setzte relativ schnell wieder ein, denn mit dieser Leistung durfte man zufrieden sein, auch wenn die Ergebnisse diesmal nicht passten. Man schaute wehmütig auf die andere Gruppe, wo die Landesmeister der anderen Bundesländer nicht überragend waren, auch die Dummen außer Bernd blieben auf der Strecke, so dass Primus Inter Pares und natürlich die Robben ins Halbfinale kamen.
"Schade", so fasst der Präsident von Hohensee United, Christian Domann das Geschehene zusammen, "gern hätten wir im Halbfinale gegen den neuen deutschen Bundesliga-Meister, die Rostocker Robben, gespielt, doch wir trauern nicht der vergebenen Chance hinterher. Wir haben uns in unserer zweiten Saison prima gesteigert, haben diese Flens-Beach-Trophy bereichert und als Ranglisten-Erster angeführt, wir haben das traditionsreiche Natendorf-Turnier in Niedersachsen gewonnen und bei der Deutschen Meisterschaft des DBSV in Saarlouis einen dritten Platz belegt. Wir haben die Insel Usedom deutschlandweit gut vertreten und freuen uns nun auf das eigene Turnier am 10. August in Karlshagen."
Und dem gibts kaum etwas hinzuzufügen. Höchstens noch der Fakt, dass wir erneut die Gastfreundschaft der Feuerwehr Zarnekau nutzen durften. Unser Bildgeschenk kam sehr gut an, und über die Vorzüge des unglaublich angenehmen Zusammenseins der United-Familie sind schon viele Worte gefunden worden, ohne das Gefühl wirklich beschreiben zu können.
United fetzt
Olaf Schröder
Gruppe B: