Deutsche Beachsoccer Meisterschaften (21.07.2012)
Gewogen und (noch) für zu leicht befunden
Die Teilnehmer am German Masters Finale sind das Beste, das die Bundesrepublik Deutschland im Beachsoccer zu bieten hat. Denn deutschlandweit standen 23 Turnierwochenenden mit über 40 Veranstaltungen in sieben Bundesländern auf dem Plan, ehe sich von über 500 teilnehmenden Teams 24 Mannschaften für das Finale qualifizieren konnten. Und diese Endrunde ging am 21./22. Juli 2012 im saarländischen Bosen am Bostalsee über die Bühne. Mit dabei: Hohensee United e.V. Allein das ist ein Erfolg, den man bei der Vereinsgründung vor gut einem Jahr wohl nicht erwarten durfte. Selbst kühnste Träume dürften kaum so geendet haben. Dass Vitus - der noch vor einem Jahr lediglich United-Fotos machen durfte - und Heiko - dessen Wadenbeinbruch nach Arbeitsunfall nur wenige Wochen her ist - am Masters-Beach wühlten, kann getrost als Wunder bezeichnet werden. Und überhaupt hinterließ die United auf den zwei Feldern des Freibades Bostalsee einen ausgezeichneten Eindruck, denn das, was den Verein auszeichnet, wurde in perfekter Weise praktiziert. Hohensee United - Wir halten zusammen. Natürlich ist jedes Beachherz biggebagge-vollgepackt mit neuen Eindrücken, eigenen Erfahrungen und einem hin- und gergerissenen Gefühl zwischen "schade" und "selberschuld", zwischen "hätte man nicht ein kleines bißchen Glück haben können" und dem "aber an der Spitze sind wir dran". Doch wir sind Sportler. Und das heißt: Wir lassen uns auf eine Sache ein, mit Gedeih und Verderb wird das Ziel verfolgt. Wir werfen alles in die Waagschaale, wohlwissend, dass "Alles" vielleicht zu wenig ist. Diesmal hat sich - um im Bild zu bleiben - Justitias Waagschale nur ein klein wenig in die andere Richtung geneigt. Doch als Sportler wissen wir eben auch: Jedes Ding bringt uns weiter, jedes Turnier ist kein Verkehrsunfall mit schweren Folgen, schon morgen gibt es die Chance, es wieder zu versuchen. Und United wird es wieder tun. Den fast hätte die Überschrift des Meisterbeach-Wochenendes geheißen: Das Uhrwerk, oder von Kreis- zur Weltklasse in 45 Minuten. Natürlich ist Weltklasse hochgestochen (wir wissen ja nicht, wie die aussieht), es soll ja nur die Spanne zwischen "himmelhochjauchzend" und "zu Tode betrübt" darstellen. Denn der Start in dieses Abenteuer war eine einzige Enttäuschung. Vielleicht war es der Sand, der statt Strand- eher Kiescharakter hatte, vielleicht war es der Druck des Ereignisses, vielleicht war es die unglücksseelige Videokamera. Wir bekamen kein Bein auf die Erde. Es ging gegen Chaos United Nienburg.Trotz eigenem Anstoß dauerte es keine zwei Minuten, um 0:2 in Rückstand zu geraten. Zwar gelang Enro vom Anstoß weg das 1:2, doch auch das 1:3 ließ nicht lange auf sich warten. Es war nur Mut der Verzweiflung, der Gorden beim 2:3 assistierte, sehenswert auch das 3:4 per Kopf durch David nach schneller Ecke von Enro, doch am Gesamteindruck des "gefühlten 3:4-Endstandes" änderten drei Tore nichts, denn die Abwehr hatte keinen Biß, jeder Schuss aufs Tor war auch drin.....
In der nächsten Dreiviertelstunde ging ein Ruck durchs Saarland, Hohensee United schüttelte sich - und die Enttäuschung ab und stampfte von nun an feinstes Fleisch in den Bosener Sand. Hoffi steigerte sich um 100 - ach, was sag ich - um 1000 Prozent, hielt nun auch Unhaltbares. Die Abwehr hatte nun wieder das Format einer mittelalterlichen Stadtmauer, die das eigene Tor vor allem Anrollendes schützen konnte. Erik und Konni erreichten Sprunghöhen, als würden sie Wolken bei Seite schieben wollen, Jenner und David wühlten im Sand, warfen sich in jede Schussbahn. Das beeindruckte den nächsten Gegner: Die Bicycle Kickers 09 Hirschau - mit dem größten Fantroß und als Bayrischer Beachsoccer-Meister 2012 angereist - bekam die Abwehr zu spüren. Natürlich ließ der Gegner, der mit einem Sieg in den Wettbewerb gestartet war, ebenfalls wenig zu, doch konnten sich jetzt Enro, Totti, Domi und Vitus besser ins Szene setzen. Natürlich auch Gorden, der in unnachahmlicher Art, kurz und trocken, aber präzise und unhaltbar, den 1:0-Siegtreffer erzielte. Hohensee United war in der Spur. Das durfte auch FIDA Düsseldorf im dritten Spiel erfahren, eine Mannschaft, die (nach eigener Aussage) seit acht Jahren Beachsoccer mittlerweile mit professionellen Zügen spielt. Doch United war überlegen, deutlich überlegen. Gorden fegte das 1:0 ein, und die Abwehr stand sicher. Doch man ging sehr leichtsinnig mit eigenen Möglichkeiten um. das 1:1 war ein Warnzeichen, doch erneut Gorden besorgte die neue Führung. HSU hatte alles: spielerisches Übergewicht, Handlungsschnelligkeit. Enro variierte das Tempo, Totti lag quer und Domi ließ harte Verteidigerangriffe wie Wassertropfen abperlen, Heiko setzte nach. Man schluderte aber leider, sah freie Mitspieler nicht, verschenkte Überzahlsituationen. Kurz vor ultimo konnte Heiko nochmal zum Einwurf klären... das musste das Weiterkommen sein - Pustekuchen....Bei einer Spielzeit von 15 Minuten wies des Coaches Zeiteisen bereits 15:11 min aus, als das Strandleder per Kopf ins United-Tor befördert wurde....Verschenkter Sieg! Trotzdem war "noch alles drin". Denn man übernachtete als Tabellendritter, vier Teams kamen in die k.o.-Runde. Allerdings zeigte das Tabellenbild in dieser Gruppe B eine "unnatürliche Stärke und Ausgeglichenheit". In jedem Falle hatte United rechtzeitig die Kurve gekriegt und war in diesem German Masters angekommen.
Während im Frauenfinale die "kleine United" also Biddy United Trier überraschend gegen Vorjahressieger Chemnitzer FC gewann, bereitete man sich schon auf den neuen Tag vor. Nachdem schon am Freitag-Anreisetag relativ wenig Alkohol verköstigt wurde, gabs am Sonnabend nur Bierchen - aber wieder mit Leckerem vom ungekrönten Grillkönig Gorden. Dass die Einkaufskörbe gut und mit alles Erdenklichem gefüllt waren, verdankten wir Nicole, Vitus und Erik. "Getränkechefin" Corinna, Susi, Hoffi und Heiko sorgten für Nachschub. Schließlich war das Supporter-Team von "David aus Baden-Baden" und Claudia verstärkt worden, deren Olympiatraum leider platzte. Die uns eigene Gemütlichkeit wurde aus bereits geschilderten Gründen um 23 Uhr beendet. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass es hundekalt am Hundsrück war..... Früh mussten wir das an sich ausgezeichnete Quartier in Birkenfeld räumen (Dank an Heiner, der allerdings aus Krankheitsgründen wie auch Stäbi daheim bleiben musste), damit die Jungs am Sonntag, 9.18 Uhr wieder auf dem Court 1 standen. Gegner waren die Beachdiver Braunschweig: Der deutsche Vizemeister 2010 und der Dritte 2011; um den Nationalspieler Sven Körner, den alle nur Svenson nennen. Doch der Beachstar - der noch im hochrangigen Natendorf-Turnier mit unglaublichen 25 Toren glänzte -sah nur wenig Land gegen Erik und Konni, gegen Jenner und David. Selbst Hoffi hatte seinen umfangreichen Körper rechtzeitig auf Betriebstemperatur gebracht. Darüber hinaus gelang die beste Angriffsleistung im Turnier. Schon mit der ersten Aktion glänzte Totti mit Fallrückzieher, in der Folge waren die Wechsel und das Passspiel mutig. Es war wieder Gorden, der ohne viel Federlesen nach drei Minuten das 1:0 markierte, El presidente stand in nichts nach. Domi war trotz harter Bedrängnis zur Stelle: 2:0 nach fünf Minuten. Das erfahrene Braunschweig - das ist wörtlich zu nehmen, denn die Beachdiver liegen in einer ewigen Rangliste der Jahre 2002-2011 auf Rang fünf - wehrte sich, 2:1 nach sieben, 2:2 nach neun Minuten, Neun-Meter nach elf Minuten. Nein, nicht Neunmeter, sondern Freistoß von der Neunmeter-Linie. Das bedeutet: Hoffi muss nicht auf der Linie kleben, kann den Winkel verkürzen - und das Ding parieren, unglaublich dann die Arschparade im Nachschuss. Dieses sensationelle Spiel hätte auch noch mit einem United-Sieg enden können, doch auf diesem von uns sehr selten gespieltem Niveau entscheiden kleinste Kleinigkeiten. Trotzdem waren Enro und Totti genauso torgefährlich, Domi und Gorden genauso auch in der Defense stark und hilfsbereit. Vitus zu allem fähig. Dieses Super-Ergebnis brachte uns viel Händeschütteln und Anerkennung, aber keine nennenswerte Verbesserung der Tabellensituation, die sich dramatisch zuspitzte, weil die aus unserer Sicht ungünstigsten Ergebnisse eintrafen.
Mit der Konsequenz, dass wir im letzten Spiel gegen den Beachclub Krefeld gewinnen mussten. Der Name Beachclub ist Programm, denn diesen gibt es in Krefeld wirklich, eine Strandanlage mitten im Ruhrgebiet - und mit exellenten Soccern, die allerdings gegen Braunschweig und Hirschau verloren hatten. Und so war die kleinste Sehne beim kickenden Personal und bei jedem Supporter zum Zerreißen angespannt. Wir brauchten einen Sieg..... Krefeld hat Anstoß: Ablage, Seitfallzieher und ein Geschoß in den oberen Winkel, dabei am Aluminium Funken schlagend. Kurz: Es dürfte das Tor des Turniers gewesen sein, das jeder neutrale und selbst unsere Bank beklatschen musste. An der Angriffststärke des Gegners gab es ohnehin keinen Zweifel, wir hatten aber Schwächen "hinten" ausgemacht. Endlich fegt Totti dazwischen und erzielt noch in der ersten Minute den 1:1-Ausgleich. Doch die Krefelder zwangen uns in die Abwehr und erzielten zwei weitere äußerst sehenswerte Tore, während Enro, Domi, Vitus und Totti nur denkbar knapp scheiterten. Hohensee United zog nun den allerletzten Trumpf. Gorden hatte sich in diesem Turnier als präzises Uhrwerk erwiesen und mit pommerscher Gründlichkeit in jedem Spiel wenigstens einen Treffer erzielt, dem man außer anerkennendem Kopfnicken nichts hinzufügen musste. Und auch gegen Krefeld zog er selbstverständlich ab ----- TOR - dachte die ganze Masters-Gesellschaft am Bostalsee, inklusive Krefeld-Keeper - nur der Schiri gab den Treffer nicht. Ärger, Aufregung, lächerliches Rot gegen Erik - ausgeschieden... es wäre wohl eh zu spät gewesen........ Aus welchen Holz diese Masters-Teilnehmer geschnitzt waren, können nur die Augenzeugen beurteilen, wie eng die Kiste war, zeigen Ergebnisse. So kam Concordia Bohnental mit drei Punkten in die Endrunde und schaffte es später ins Finale. Dagegen war das befreundete Beachkick Berlin (immerhin Achter in der ewigen Tabelle) mit vier Siegen durchmarschiert, um schon im Achtelfinale nach 2:0-Führung mit 3:6 die Segel zu streichen.
Auch der Meister 2010 Rio de Cologne flog frühzeitig raus, unser "Sargnagel" Düsseldorf kam weiter. Am Ende zog Braunschweig im Penaltyschießen um Platz drei gegen die Chillkröten Nienburg mit 1:2 den kürzeren, während der Lokalmatador 1.BSC Extase Hartfuss Saar (Vorjahresfinalist und Dritter der ewigen Bestenliste) das Finale gegen Bohnental mit 6:2 gewann. Der 2001 gegründete deutsche Beachsoccer-Verband (DBSV) hatte damit seine schon zehnten Titelkämpfe über die Bühne gebracht, denn seit 2002 organisiert man Deutsche Meisterschaften. Dass der Verband in saarländischen Wadgassen ansässig ist, bestätigt die Vermutung, dass auch im kommenden Jahr die German Masters wohl weiter südlicher stattfinden werden, auch wenn in Sachen Organisation und Durchführung, sagen wir Reserven erkennbar waren. Der Hohensee United e.V. wird die gesammelten Erfahrungen verarbeiten, schon gleich am darauffolgenden Wochenende die SHFV-Meisterschaftsendrunde spielen und weiter am Beach seinen Fun haben. Wunden lecken ist nicht angebracht, denn auch das Nichterreichen der Endrunde darf nicht als Enttäuschung - sprich: Wunde - gesehen werden, sondern als herausragendes Vereinserlebnis. Es gilt die nicht neue Erkenntnis, dass man schon über gewisse Erfahrungswerte verfügen muss, um im Kampf mit der Beachsoccer-Spitze mithalten zu können, aus dem Stand kann man schlecht zwei Meter hoch springen. Mit Anlauf - sprich: Erfahrung - schon. Wie bekommt man nun Erfahrung? Genau: Weitermachen.... Vielen, vielen Dank an alle, die an diesem bislang größten Vereinsereignis mitwirkten, bzw sogar dabei sein durften. Unser Mitgefühl gilt denen, die diesmal aus verschiedenen Gründen dieses Highlight verpassten. Allen Vereinsmitgliedern aber sei versichert: Wir machen es noch mal! Spiele Gruppe B: Beachdiver Braunschweig - Beachclub Krefeld 4:1 FIDA Düsseldorf - Bicyclekicker Hirschau 1:2 Hohensee United - Chaos United Nienburg 3:6 (Tore: 1:2 Fahl, 2:3 Gorden, 3:4 Gruni) Krefeld - Düsseldorf 1:0 Hirschau - Hohensee United 0:1 (Tor: Gorden) Nienburg - Braunschweig 2:3 Düsseldorf - Hohensee United 2:2 (Tore: 0:1, 1:2 Gorden) Krefeld - Nienburg 2:0 Braunschweig - Hirschau 5:1 Hohensee United - Braunschweig 2:2 (Tore: 1:0 Gorden, 2:0 Domi) Hirschau - Krefeld 5:1 Nienburg - Düsseldorf 1:3 Braunschweig - Düsseldorf 1:4 Krefeld - Hohensee United 3:1 (Tor: 1:1 Totti) Hirschau - Nienburg 5:0
Tabelle Gruppe B: | ||||
Mannschaft | Punkte | Tore | Diff. | |
1. | Beachdiver Braunschweig | 10 | 15:10 | +5 |
2. | Bicyclekicker Hirschau | 9 | 13:8 | +5 |
3. | Beachclub Krefeld | 9 | 8:10 | -2 |
4. | FIDA Düsseldorf | 7 | 10:7 | +3 |
5. | Hohensee United | 5 | 9:13 | -4 |
6. | Chaos United Nienburg | 3 | 9:16 | -7 |
Team: Hoffi, Konni, Erik, Gründi, Jenner, Totti, Fahl, Vitus, Domi, Gorden, Heiko Supporter: Nicole, Susi, Olaf, Corinna, David, Claudi Tore: Gorden 5, Totti, Gründi, Fahl und Domi je 1