German Masters des DBSV (13./14.07.2013)

Im saarländischen Currysand den Sieg fast in der Hand

Der Grat war schmal, schmaler als des Messers Klinge. Hohensee United war bis zu 1000 Kilometer angereist, um sich mit den besten Beachsoccer-Mannschaften der Bundesrepublik Deutschland zu messen. Und das kleine Hohensee war so frech, wollte und konnte nach der Krone greifen. Natürlich darf der dritte Platz beim German Masters 2013 in Saarlouis als Riesending gefeiert werden, das Sportlerherz allerdings wurde vom anfangs erwähnten Tanz auf der Rasierklinge geritzt, ja es blutete. Weil die Sportarithmetik manchmal grausam ist: Man hatte den neuen deutschen Meister geschlagen, dem Meister selbst war das gegen HSU nicht gelungen. Man blieb im dritten Turnier in Folge ohne Niederlage - und doch war es "nur" Platz drei.
Nun ist aber das United-Herz noch höher als der gemeine Sportlermuskel zu bewerten. Ja, auch das United-Herz hat geblutet, aber die Wunde ist sehr schnell verheilt - zurück bleibt nicht mal eine Narbe. Weil man natürlich weiß: Wer die sportliche Herausforderung sucht, dann die absolute Spitze erreicht, der weiß, dass sich die Waage nicht immer nur in eine Richtung neigen kann. Und wurde vor einem Jahr noch geschrieben, man wurde beim Masters gewogen und (noch) für zu leicht befunden, dann hat sich diese United zu einem Schwergewicht entwickelt. Platz drei - der Hammer.
Über allem Glücksgefühl steht aber die United-Gemeinschaft. Hohensee United hat nicht nur Beachsoccer gespielt, sondern den Namen Insel Usedom in die Welt getragen. Ob in Bayern oder Köln, in Regensburg, Nürnberg und in Wuppertal: man wird sich an dieses Hohensee United erinnern. Und innerhalb der United-Gemeinschaft ist man ohnehin nur "phantastisch glücklich", ohne Worte dafür finden zu müssen. Und dass Hohensee United an einem Wochenende zwei Turniere spielt, an Orten, die 1000 Kilometer auseinanderliegen - was soll man dazu noch sagen......
Ärger an Tag eins
Eigentlich verliert man über die Anreise nicht viele Worte, aber diesmal war es außergewöhnlich. Jenner, Ringo und Olaf hatten um 6 Uhr den Bus bestiegen, waren schnell in Bergfelde, wo ein leckeres Frühstück - und Enro, Vitus und Konni warteten. Schnell wurde ein zweiter Bus geholt, dann (schon etwas mühsamer) Totti an der Uni eingesackt und dann die Ausfahrt 57 (nahe Braunschweig) angesteuert. Nur wenig Verzug, aber das Hamburger Fahrzeug ließ sich Zeit. Alles noch im Rahmen: Also Domi, Tino, Erik und Robert auf die Fahrzeuge verteilt und ab dafür....A 7, ein Alptraum. Stau, Baustellen, verfahren, teure Raststätte, langsamer Zeltplatzwart, kurz: Es war 21.45 Uhr, ehe die Zelte aufgebaut werden konnten, durchaus in privater Atmosphäre mit angenehmen Ausklang. Nur die United-Gemeinde kann so einem Trip noch positives abgewinnen.
Die Verärgerung wuchs weiter. Schließlich hatten die Ergebnisse in dieser Saison mit den drei Turniersiegen in Folge Begehrlichkeiten geweckt. Also war vom Aufstehen bis zum Warmmachen alles durchgeplant, schließlich hatten wir das Eröffnungsspiel. Wir standen pünktlich auf dem Platz, hatten auch schon Leibchen an....- nur gespielt haben wir nicht. Erst jetzt stellte sich heraus, dass zwei Mannschaften nicht angereist waren - beide ausgerechnet aus unserer Gruppe. Schnell merkte man auch, dass die Organisation weit hinter Natendorf zurücklag. Sie war einer Meisterschaft am gesamten Wochenende nicht würdig. Die Location war schon klasse, es fehlte an nichts - das war’s dann auch schon. Egal......
Unser erster Gegner war dann Ghana Traunwalchen; eine Ortschaft, die näher an Salzburg als an Ruhpolding liegt, aber als bayrischer Meister kam. Der Start hätte dann besser kaum sein können: Totti trifft per Fallrückzieher. Und falls dies einer verpasst hatte - auch das 2:0 war ein Fallrückzieher von unserem Ober-Beacher. Trotzdem war nicht alles Gold, was glänzte. Schon, wir waren nicht schlecht, aber nicht ganz so sicher, nicht ganz so gut, nicht ganz so torgefährlich. Ein 2:1 zum Auftakt brachten wir dennoch in den Hafen (wenn man diesen Ausdruck im Saarland überhaupt verwenden darf).
Der Druck war groß, die Spielfelder sehr unterschiedlich, die zeitlichen Abstände schwierig und die Matches zu wenig. Die ganz große Sicherheit wollte auch im Spiel zwei nicht aufkommen. Gegner waren die Beach-Warriors Klein Gerau - ein Futsalverein zwischen Rüsselsheim und Darmstadt gelegen. Dabei hatten wir wieder einen tollen Start. Der Leser ahnt: Totti = Fallrückzieher = Hammertor. Einen perfekten Abwurf ließ Torsten Abraham in zwei Metern Höhe liegend fliegen. Zwölf Meter Torentfernung. Krawumm - das schönste aller Tore.
Doch auch dieses Match war knapp. Die flinken Jungs spielten eher Hallenfußball als Beachsoccer. Wir waren in der Abwehr nicht immer dicht am Mann, so musste Enro im Kasten mehr halten als ihm und uns lieb sein konnte. Auch im Angriff hatten wir zu wenige Abschlüsse, zu kurzen Ballbesitz und eine nicht optimale Chancenverwertung. Also mussten United-Tugenden bemüht werden: Kämpfen und Zusammenhalten. Auf einer Skala von 0 bis 10 hatten wir in diesen Punkten wenigstens die 12 erreicht.... Und es gibt auch noch den Punkt Erfahrung, also das Wissen, was zu tun ist, wenn man mal wieder nicht weiß, was man machen soll. Abgekürzt: Alle waren heilfroh, dass Robert in letzter Minute das 2:0 erzielte, ausgerechnet und endlich wieder Muskel-Uwe.
Auch wenn unsere Gruppe A die kleinste der drei Staffeln war, sie war exquisit. Unser letzter Gegner hieß MSC Concordia Bohnental, der Vorjahresfinalist aus dem Saarland, quasi mit Heimvorteil ausgestattet. Diesmal spielten wir in der 1000-Mann-Arena und hätten es doch besser nicht getan. Von 1000 Zuschauern keine Spur, Moderation gleich Null (wir wollen Hartmut wieder) und einen Sand, der nur den Namen Currysand verdient. Von der Farbe und der Konsistenz wie Currypulver. Zwischenzeitlich war Enro und Ball von der Bande aus nicht zu erkennen, Staubwolken zogen über die Saar. Denn natürlich war die Partie energiegeladen, ging es um den Gruppensieg. Bohnental hatte schon ein Unentschieden gegen die Warriors und ging prompt in Führung. Rechtzeitig aber fightete sich die United zurück in den Sand. Vitus wagte einen Vorstoß, dann war es Erik, der resolut durch alles - also durch Sand und Gegner - fegte und mit Körper, Kraft und Auge den Ausgleich erkämpfte. In der Mitte der Partie lag HSU erneut zurück, ehe dann Jenner einen Freistoß mit Brachialgewalt - und dem Motto: Hauptsache flach - zum Ausgleich ins Netz beförderte.
Schon um 16 Uhr Feierabend, nur drei Spiele, aber genauso fertig wie nach einem ganzen Turnier konnte man sich dem abendlichen Grillen widmen. Robert ist darin hervorragend, während Verpflegungsminister Konni ebenfalls wieder ganze Arbeit leistete. Die United-Familie ist in dieser Form unglaublich. Nächtlicher Höhepunkt war die Telefonkonferenz mit Püppi am Ahlbecker Strand. Tausend Kilometer getrennt und doch vereint.
 
Egal, wer wo und wie dabei sein kann,
egal, ob Kind, ob Frau ob Mann,
wer will dafür eine deutsche Vokabel kennen
 - wir mussten uns United nennen.....


Tag zwei begann erneut entspannt beim Frühstück, gespannt aber auf die Aufgabe. Wir hatten Favoriten ausgemacht, nichts unschlagbares, aber wir mussten uns steigern.
Und wurden doch wieder ausgebremst. Dass wir kein Vorrundenspiel mehr hatten, war uns ja schon klar, auf die Bekanntgabe des Achtelfinalgegners mussten wir aber lange warten. Trotzdem warm gemacht, pünktlich auf dem Feld gestanden - und wieder weggeschickt. Die Organisation war hinterher, Mädchenspiele wurden verlegt, alles nur, weil man eine Champions Trophy ins Leben gerufen hatte. sechs Mannschaften spielten bei dreimal 12 Minuten ihre eigene Meisterschaft - und bis heute weiß keiner genau, warum.
Wir versuchten die Konzentration – auch dank der Mädchen - hoch zu halten. Bekanntlich hatte sich in Natendorf eine Freundschaft mit den Garlsdorfer Füchsen ergeben. Auch diesmal unterstützten sich beide ausgesprochen sympathisch. Für die Füchse gabs den Lohn: Halbfinale bei der DM (und vor drei Wochen hatte keine den Sand gekannt).
Wir spielten dagegen jetzt gegen das Samba Team Zuffenhausen, das nicht nur wegen der Hoffenheim-Trikots die geographische Herkunft verriet. Man darf von einer ungewöhnlichen Begegnung sprechen, denn wieder waren wir nicht schlecht, lagen aber schnell zurück. Diesmal war es Tino Kunzika, der die Wende brachte. Einen Neunmeter fegte er blitzsauber ein und drehte eine Minute später die Partie. Erneut wollte aber kein drittes Tor gelingen. Kurz vor Schluss legte sich der Gegner dann mit den Schiedsrichtern an und verließ ohne Grund und Worte den Platz. Wir hatten damit wirklich nichts zu tun und können über die Unsportlichkeit nur den Kopf schütteln.
Jetzt aber wussten wir: Es geht um die Wurst. Jetzt endlich muss die Steigerung her, jetzt endlich brauchten wir den besten Sport - denn jetzt waren die Medaillen in Sichtweite.
UND JETZT GABEN WIR ALLES
Allen voran wieder Keeper Fahl, der im Turnierverlauf schon unhaltbare parierte, Kopf und Kragen riskierte und trotzdem sein eigenes Spiel zeigte. Jetzt war Konni eine Wand, die selbst einem TNT-Angriff standgehalten hätte, Erik sicher hinten, brandgefährlich vorn, Jenner war schon zuvor ohne Fehler und auch Vitus warf sein Kämpferherz in den Ring, bereit, es um des Lebens willen zu verteidigen. Totti beackerte wieder jeden Sandkorn und das gleich doppelt, Domi war so fleißig, wie selten zuvor. Tino ließ keinen Verteidiger ruhig atmen und Robert erfand seinen Kampfnamen Muskel-Uwe neu. Darüber hinaus präsentierte sich die Mannschaft mit mustergültiger Disziplin. Wenn man ein Haar in der Suppe finden will, dann war das die Chancenverwertung. Und so war eben auch das Viertelfinale eine enge Kiste, obwohl wir die besseren waren. Gegner war Predators Regensburg, die den Namen von der gleichnamigen Eishockeymannschaft borgten. Doch was will man gegen dieses feinstes Usedomer United-Fleisch schon aufbieten. Totti war es dann, der das Hohensee-Team ins Halbfinale brachte.
Erst jetzt relativierten sich unsere Ergebnisse, denn unsere Staffel war die stärkste. Alle vier Teams hatten das Achtelfinale überstanden, drei standen im Halbfinale - und wir mussten wieder gegen Ghana Traunwalchen ran.
HSU war längst am Anschlag, spielte eine Super-Partie und war auch überlegen. Doch wieder wollte das Leder nicht so einfach in den Kasten, der glücklose Domi musste zusehen, wie das Leder noch von der Linie geholt wurde, viele Versuche waren gut und torreif. Dann mauschelte sich Robert noch mal kräftig in den Sand und versenkte einen schier aussichtslosen Ball - mittels Fallrückzieher. 1:0, das muss doch die Sicherheit geben und Basis für Tor Nummer zwei sein. Wieder waren es ungezählte Möglichkeiten, während man selbst in der Abwehr bombensicher stand und gar keine Chance zuließ. Nur ein einziges Mal kam Enrico nach einem Einwurf zu spät, Konni wartete auf den Keeper, einer bringt die Rübe dazwischen 1:1. Ein letztes Anrennen hatte nicht den verdienten Erfolg. Neunmeterschießen.
Domi übernimmt Verantwortung, semmelt ihn zum 1:1 in den Winkel, auch Totti war nervenstark, Torhüter verladen: 2:2. Keeper Enro war zwar chancenlos, aber jeder weiß: Er spielt mit Köpfchen und geht dann auf alles. Er hatte richtig spekuliert sich ins bedrohte Eck gehechtet - und doch rutschte das Leder unter dem Leib ins Netz. Erik wählte dagegen die Hau-Drauf-Methode, der Keeper brachte die Fäuste hoch......kein Vorwurf an den Schützen, wir hatten genug Möglichkeiten in der normalen Spielzeit.....
Aber wenigstens Platz drei wollten wir uns nicht nehmen lassen, auch wenn jetzt mit Bohnental wieder ein Vorrundengegner auf dem Felde stand. Spielstark mit offensivem Torwart war das schon eine Hürde, das 0:1 folgerichtig. Doch mit leeren Händen dastehen - nein, das hatte Hohensee United wirklich nicht verdient. Also nahm Totti den Anstoß und haute ihn in den Winkel. Wer Winkel sagt, meint Winkel. Der Bohnentaler 1,90-Mann zeigte seinen Mitspielern mehrfach, dass er auf der Linie stehend, nie rangekommen wäre - eine Sahneschnitte, die alle HSU-Kämpen noch einmal motivierte. Stark den Angriff abgefangen, gefühlvoll von Domi das Leder in Tottis Lauf gelegt: 2:1. Gar nicht lange umgeschaut, weitergemacht und mit Eriks 3.1 belohnt. Tino sorgte dann für den 4:1-Punkt auf dem i.
Der United-Jubel hallte trotz aller Widrigkeiten und Fragezeichen ungebremst durch das Saarland. Platz drei bei deutschen Meisterschaften - kneif mich mal......
Natürlich war die Siegerehrung krönender Abschluss (wieder mit Orga-Fehler), sicher war die Rückfahrt aufwendig, ehe Ringo, Jenner und Olaf am Montagmorgen 8 Uhr den Bus wieder abstellten, doch das wird schnell vergessen sein, während die Erinnerungen bleiben. Und die Uhr dreht sich dermaßen schnell, dass schon kaum Platz für die Erwähnung bleibt, dass wir Freundschaften (mit Matze) festigten und in der Organisation des eigenen Turnieres weiterkamen.
Als Schlusswort hab ich einfach das Ende von Enros Amrum-Artikel hier reinkopiert. was soll man sonst noch anderes sagen......
Stolz war die Truppe und das zu Recht. Drei Turniersiege in Serie, 25 Spiele in Folge ungeschlagen, bei bereits 17 eingesetzten Spielern… und dann nur sechs Gegentore bei der deutschen Meisterschaft – egal was noch kommt in diesem Jahr, sportlich ist das Soll bereits übererfüllt! das ändert sich auch nicht - trotz Finale in Laboe und vom eigenen Beachsoccer Turnier soll hier noch gar nicht die Rede sein … Das setzt dem Ganzen wohl eher die Krone auf …
Ein Team! Unglaublich!
United!

Olaf Schröder

Spiele Gruppe A

Ghana Traunwalchen vs. MSC Concordia Bohnental 2:4  
Hohensee United e.V. vs. Ghana Traunwalchen 2:1 1:0, 2:1 Abraham
MSC Concordia Bohnental vs. Beach Warriors Klein-Gerau 1:1  
Beach Warriors Klein-Gerau vs. Hohensee United 0:2 0:1 Abraham, 0:2 Schröter
Hohensee United vs. MSC Concordia Bohnetal 2:2 1:1 Miedke, 2:2 J.Kufahl
Beach Warriors Klein-Gerau vs. Ghana Traunwalchen 2:7  

Endstand Gruppe A

Platz Team Punkte Tore Diff.
1. Hohensee United 7 6:3 +3
2. MSC Concordia Bohnental 5 7:5 +2
3. Ghana Traunwalchen 3 10:8 +2
4. Beach Warriors Klein-Gerau 1 3:10 -7

Achtelfinale:

Hohensee United vs. Samba Team Zuffenhausen 2:1 (1:1, 2:1 Kunzika)

Viertelfinale:

Hohensee United vs. Predators Regensburg 1:0 (Abraham)

Halbfinale:

Hohensee United vs. Ghana Traunwalchen 1:1, 2:3 n. 9m (1:0 Schröter - 9m: Traunw. 0:1, Domann 1:1, Tr. 1:2, Abraham 2:2, Tr. 2:3, Miedke verschießt)

Spiel um Platz 3:

Hohensee United vs. MSC Concordia Bohnental 4:1 (1:1, 2:1 Abraham, 3:1 Miedke, 4:1 Kunzika)

Finale:

Ghana Traunwalchen vs. Pfeiffer und Langen Jülich 3:3, 1:0 n.9m

 

Hier ein gesamter Turnierbaum der Deutschen Meisterschaften: Turnierplan

Team: E.Kufahl, Thiede, J.Kufahl, Miedke, Bäring, Abraham, Domann, Schröter, Kunzika

Trainer: O.Schröder, R.Gerlach

Tore: Abraham 6, Kunzika 3, Schröter und Miedke 2, J.Kufahl 1