Geschichten

Das gibt’s nur in Natendorf

Auch die Beachsoccer-Welt ist nur ein Dorf. Das wurde deutlich, als Kevin Schröder die Führung gegen Jens Hoffstädt erzielte. Schröder spielt bei Klärwägele Lauchheim, Hoffstädt ist Keeper bei Hohensee United. Zwischen beiden Orten liegen 830 Kilometer und geschehen ist das Ganze im niedersächsischen Natendorf. Das Besondere: Beide sind miteinander befreundet und holten gemeinsam 2002 als A-Jugendliche den Bezirkspokal für RW Wolgast. Hoffi als erfahrener Rückhalt, Kev als Youngster an seinem 16. Geburtstag an der Seite des schon damals mit allen Wassern gewaschenen Christian Domann. Zwei Jahre später führte Kev dann gemeinsam mit Robert, David und Püppi eine Truppe zum Triumph, in der auch ein junger Heiner stand.

Während Kevin Schröder noch immer im baden-württembergischen auf dem Rasen kickt und erstmals mit seinen Lauchheimern ein Beachsoccer-Turnier bestritt, ist Jens Hoffstädt mit seiner United auf Sandfußball spezialisiert, Domi erster und bislang einziger United-Präsident, Püppi das United-Juwel und Robert und Heiner für die United-Gemeinde unverzichtbar– und trotzdem endete die Partie 1:1.

Möglich ist so etwas nur in Natendorf. Die kleine Ortschaft in der Lüneburger Heide ist Ausrichter eines der größten und schönsten Turniere in der Beachsoccer-Szene. Zwei Tage lang kicken 15 Frauen und 30 Männerteams aus sechs Bundesländern um das begehrte Preisgeld von 750 Euro. Aber dort wird eben nicht nur auf Sand gekickt, sondern es werden Freundschaften gepflegt und neu geschlossen, weil auch das Rahmenprogramm stimmt und abends eine Beachparty steigt.

Und spätestens nach oben beschriebener Partie – und vor der Party – darf man als befreundet gelten: Die jungen Wilden von der schwäbischen Alb, die vom Sand als Untergrund nicht hundertprozentig überzeugt sind, und die in die Jahre gekommene United, von deren Spieler kaum einer Fußballschuhe besitzt. Und auch das passte. Dabei machen sie die Runde nur komplett, denn schon seit dem ersten Jahr gibt es eine Teamfreundschaft mit den Füchsen Garlstorf, die schon selbstverständlich geworden ist. Feierte man früher allein, so bildete sich jetzt schon ein United&Friends-Kopf im Natendorf-Zeltpark mit vier zelten nebeneinander. Rasen- und Trink-Spiele mit benachbarten Teams gaben ein ungewöhnlich schönes Bild. Dat unglückliche Püppi (zum zweiten Mal in Natendorf verletzt) war als Party-Prinz und „Beziehungs-Kleber“ unverzichtbar.

Und die Party sollte erst beginnen, denn ob man auf Ina Colada steht oder nicht, tanzen, schunkeln, singen lässt sich in Gemeinschaft zu jeder Zeit. Mit Nicole, Cindy, Franzy und Katja haben wir eigene Trümpfe, die jede Party-Waagschale auf unsere Seite neigt. Neue Freunde sorgten für neuen Drive, bekannte Freundinnen für Atmosphäre. Das Solo von Kevin, von Wolle und Püppi flankiert und später von der halben Welt umarmt, soll als Punkt auf dem bekannten i genannt sein. Vielleicht lässt sich manches bis Weihnachten noch bebildern.

Fairerweise muss man den Natendorfern danken. Denn wenn dieses Turnier nicht top wäre, wären solche Geschichten nicht möglich. Es soll Menschen geben, die extra dafür `ne Woche Urlaub nehmen, damit die Kickerinnen und Kickern aus allen Ecken des Landes (und viel weiter können Lauchheim, Garlstorf und Hohensee nicht auseinanderliegen) wunderschöne Tage verleben.

Hohensee United war und ist gern Pate und Partner der Füchse und der Wägele, die beide erst im Viertelfinale an den späteren Siegern scheiterten und mit dem eigenen Abschneiden rundum glücklich gewesen sein dürften.

Und Hohensee United ist gern Gastgeber: Denn eines haben wir allen voraus – einen Traumstrand, der „richtig“ Beachsoccer erst wirklich möglich macht. Versprochen haben sie es ja.

Olaf Schröder